Die Geschichte dieses Gebietes ist seit Beginn seiner Besiedlung mit der Elbe verbunden. Sie war nicht nur Wasser- und Nahrungsspender, sondern auch Transportmittel und sie schuf durch ihre vorgeschichtlichen Fluten den zwar schwer zu bearbeitenden aber höchst ertragreichen Aueboden.

Frühe Siedlungs-Geschichte

Bodenfunde dienen als Nachweis menschlicher Existenz bereits in der jüngeren Steinzeit. Die „Illyrer“, die etwa 1006 Jahre unser Gebiet bewohnten (zahlreiche Grabfelder und Gerätefunde belegen dies), wurden um 1500 Jahre vor unserer Zeit durch einen germanischen Einwanderungsstrom verdrängt, die sich beiderseits der Elbe ansiedelten.

Mit der Völkerwanderung im 7. Jahrhundert vor unserer Zeit verließen die germanische Stämme freiwillig die Region östlich der Elbe und bildeten nun dem mächtig gewordenen Thüringer Reich die sogenannte germanische Ostmark. Im Jahre 531 wurde das Thüringer Reich durch die Franken und Sachsen völlig vernichtet. Als Folge drangen etwa 30 Jahre später aus dem Dnjeprgebiet stammende Slawen in unseren Raum bis zur Elbe vor und machten sich im mittleren Elbegebiet sesshaft. Diese gründeten zahlreiche Siedlungen entlang der fruchtbaren Elbauen, ihren Lebensunterhalt bestritten sie durch Ackerbau, Jagd und Fischfang.

Die meisten Ortschaften der Elbaue sind deshalb als slawische Siedlungen zu deuten, denn sie waren klein und sehr dicht aneinandergereiht. Die Anlage unserer Ortschaften und ihre Namen slawischer Abstammung weisen darauf hin.


Die großen Eroberungen

Unter Karl dem Großen begann die „Rückeroberung“ der verlorenen Ostgebiete, Grenzprovinzen (Marken) wurden angelegt und befestigt. Im 10. Jahrhundert begann die sogenannte Ostexpansion unter König Heinrich I., Herzog von Sachsen. 

Er unterwarf die südöstlich unseres Kreises wohnenden Daleminzier und errichtete 929 das Bistum Meißen. Zu dieser Zeit begannen zwei die folgenden Jahrhunderte prägende Veränderungen Ostelbiens:
1. Die mit vielfältigen Mitteln betriebene Bekehrung der Slawen durch die römisch-katholische Kirche und
2. Die Bildung von Großgrundbesitz durch Klöster und Adel.

Das Gebiet zwischen Saale und Elbe wurde nach und nach von Germanen erobert, Slawen und Deutsche vermischten sich, und im Laufe der Jahrhunderte gewannen die deutsche Sprache sowie Sitten und Bräuche die Oberhand.


Expansion und Verwüstung

Besonders die Klöster Dobrilugk, Sitzenroda und Mühlberg weiteten ihre Besitzungen in Ostelbien aus. Die Klostermönche waren aber auch die ersten, die als Schriftkundige, Baumeister und „Landwirte“ für kulturellen und wirtschaftlichen Fortschritt sorgten. Die urkundliche Ersterwähnung der meisten ostelbischen Orte geht deshalb auf die Zeit nach 1200 zurück; in vielen Fällen mit dem Nachweis erbauter Kirchen. Burgen, Schlösser, Güter und Dörfer samt ihren leibeigenen Bewohnern wechselten häufig ihre Besitzer. 

In seinem Beitrag ,“Wüste Marken und verschwundene Dörfer in der Umgegend von Torgau“ nennt Henze (1931) eine Reihe ehemaliger Dörfer Ostelbiens, aber auch die Ursachen ihres Verschwindens: Elbefluten, Bauernlegen durch Klöster bis ins 15. Jh.; Ausdehnungsdrang gräflicher und herrschaftlicher Wildbahnen; verheerende Folgen von Seuchen; Missernten und Verarmung. Kriege, besonders der Dreißigjährige, rotteten ganze Dörfer, z. B. Zwethau, in Ostelbien aus.


Vom 30-jährigen Krieg bis heute

Im 30-jährigen Krieg (1618–1648) plünderten schwedische Truppen nicht nur die Stadt Torgau sondern auch viele Ortschaften unserer Region. Diese Schreckenszeit wirkte lange nach. Immer wurden unsere Kirchen Opfer von Feuersbrünsten. Dabei gingen leider auch Kirchenbücher als wertvolle Zeitdokumente verloren. Neben diesen Feuersbrünsten hatten die Dörfer entlang der Elbe unter zahlreichen Katastrophen zu leiden. Das Hochwasser brachte Jahr für Jahr nicht nur schwere Arbeit, sondern stets auch Not und Elend mit sich.

Der durch Lehen, Schenkung, Zukauf oder einfach durch Vertreibung der Bauern entstandene Großgrundbesitz Ostelbiens hat sich in seiner Struktur bis in unsere Gegenwart, unabhängig von der jeweils herrschenden Obrigkeit, weitestgehend erhalten. Ab dem 19. Jahrhundert schuf die fortschreitende Industrie die maschinen-technischen Voraussetzungen für eine intensivere Bearbeitung der schweren Aueböden und später Mechanisierungsmöglichkeiten weiterer landwirtschaftlicher Arbeiten, was ökonomisch günstig zweifelsfrei vorrangig den großen Gütern vorbehalten war.

Selbst nach Abschluss der Elberegulierungsarbeiten Mitte des 19. Jahrhunderts blieb die Elbe eine große Gefahrenquelle. Zahlreiche Deichbauten wurden daher zum Schutz von Hab und Gut vorangetrieben. Beginnend um 1300 unserer Zeit entstanden auf den fruchtbaren Böden der Elbaue Rittergüter und Bauerndörfer. Schlösser, Herren- und Gutshäuser künden noch heute davon. 


Repräsentation und Produktion

Der in allen Geschichten der Welt ausgewiesene Drang der jeweils Besitzenden zur Repräsentation drückt sich eben auch in diesen ostelbischen Schlössern, Burgen und Herrenhäusern aus. Sie sind aber ebenso Zeugen des Fleißes und des Könnens ihrer handwerklichen Erbauer. Eine nennenswerte, in ihrer Bedeutung mit der Landwirtschaft vergleichbare Industrie hat sich in Ostelbien nie entwickelt. 
Einige Bedeutung hatte die Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse in Mühlen und in gutseigenen Brennereien. Der vorhandene Auelehm wurde in Ziegeleien verarbeitet. Eine Ziegelei in Nichtewitz, produzierte noch bis in die fünfziger Jahre und wurde dann abgerissen. In Großtreben befindet sich noch ein recht gut erhaltener Ringofen der dortigen Ziegelei. Auch in Zeckritz existierte früher eine Ziegelei.

Ringbrandofen in Großtreben
Ringbrandofen in Großtreben

Eine gewisse Bedeutung als Industrierohstoff hatte noch im vorigen Jahrhundert der bei Döbrichau abgebaute Raseneisenstein. Diese Vorkommen führten allerdings nicht zu einer eigenständigen Industrieentwicklung, der abgebaute Raseneisenstein wurde in der Eisengießerei Lauchhammer verarbeitet.

Im Zuge der Bodenreform 1945 wurden die Gutsbesitzer mit Flächen von über 100 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche enteignet. Ein Teil dieser Flächen wurde volkseigen, der größere Teil an landarme und landlose Bauern und ehemalige Landarbeiter verteilt.

Nach der Vereinigung beider deutscher Staaten 1990 konnten Teile dieser Flächen und Gebäude an Privatpersonen verkauft werden. Das zu DDR-Zeiten zum Bezirk Leipzig gehörende Ostelbien ist seit 1990 Teil des Freistaates Sachsen – zunächst im Landkreis Torgau und Torgau-Oschatz; seit dem  1. August 2008 liegt Ostelbien im Landkreis Nordsachsen, im Dreiländereck zu Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

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